Hebammen


Seit einigen Jahren steigen die Beiträge freiberuflicher Hebammen zur Haftpflichtversicherungen immer weiter. Das macht es ihnen fast unmöglich, von ihrer Arbeit zu leben. Viele freie Hebammen haben daher aufgehört, in der Geburtshilfe zu arbeiten. Dadurch wird die Möglichkeit zu außerklinischen Geburten immer kleiner. Dieser Aspekt ist nur einer von vielen in einem Trend, der zur medizinischen Massenabfertigung von Geburten geht. Was läuft schief in unserem Gesundheitssystem, dass statt der meist sehr sicheren (und kostengünstigeren) natürlichen Geburt viel zu oft medizinisch unbegründete (und teure!) Kaiserschnitte eigesetzt werden? Was sagt es über eine Gesellschaft aus, dass sie ihren Frauen keine Wahl lassen möchte, wie sie ihre Kinder gebären?


Diskussionen

  • Als Mutter von drei Kindern weiß ich, was ich "meinen" Hebammen zu verdanken habe. Leider geraten vor allem kritische Hebammen, die eine physiologische Geburt im Krankenhaus leiten können und Hebammen in der außerklinischen Geburtshilfe durch eine starke Lobby der Gynäkologen und der Gewinnmaximierung in der Geburtsmedizin zunehmend unter Druck. Sehr viele Hausgeburtshebammen können keine außerklinische Geburt mehr anbieten. Was viele nicht wissen: eine außerklinische Geburt ist dabei genauso sicher, wie eine Geburt im Krankenhaus. Natürlich treten auch zu Hause sehr selten schwere Komplikationen auf. Aber die Wahrscheinlichkeit einen Schaden durch einen unnötigen Eingriff davon zu tragen, besteht fast nur im Krankenhaus. Und diese Eingriffe, die sehr oft medizinisch nicht indiziert sind (nach Richtlinien der WHO) von Einleitung wegen kurz über Termin, über Kaiserschnitt wegen vorhergehender sectio etc, Schmerzmittel führen zu weit höheren Risiken. So ist die Todesrate der Mutter durch den Eingriff Kaiserschnitt vervielfacht. das kann manchmal (die WHO spricht von ca. 10%, wir haben aktuell eine Rate von 30% in Deutschland) sinnvoll sein. Aber viel häufiger ist es eine trügerische Sicherheit, die mit einer höheren Müttersterblichkeit erkauft wird und Begleiterscheinungen mit sich bringt, die eigentlich überflüssig waren. Hebammen dagegen sehen eine Schwangerschaft als den Weg Leben zu geben und nicht eine Möglichkeit abzurechnen. So erscheint mir zumindest inzwischen die Krankenhausmedizin. Frauen, die von Hebammen auf die Gbeurt vorbereitet werden und die Vorsorgen nur oder im Wechsel bei ihrer Hebamme wahrnehmen, sind zufriedener und besser vorbereitet. Sie haben weniger Angst, können sich besser auf die Geburtsarbeit einstellen und entwickeln weniger Komplikationen. Ich wünsche mir, dass wir in Zukunft viel mehr Hebammen und Doulas (Geburtsbegleiterinnen, die selbst Kinder haben und Frauen unterstützen) haben, die Frauen wieder die Angst nehmen können, denn ein guter Start ist durch nichts zu ersetzen. Werden Hebammen politisch und wirtschaftlich so völlig gegen jedes bessere Wissen und zum Schaden der Frauen ausgeknockt, droht uns eine ähnlich katastrophale Geburtskultur wie wir sie in den USA bereits sehen können. Dort werden ein vielfaches an Geldern ausgegeben und die Mortalität von Mutter und Kind liegt auf gutem Entwicklungsland-Niveau. Denn ein mehr an Technik hat hier nicht zum Erfolg geführt, sondern im Gegenteil Risiken deutlich erhöht.

  • erikoma ist dafür
    +8

    Mein zweites Kind kam zu Hause zur Welt, mit Hilfe einer wunderbaren Hebamme die sich auch von viel zu hohen Versicherungsbeiträgen nicht abschrecken läßt weiter Hausgeburten zu begleiten. Dies war eine der schönsten Erfahrungen in meinem Leben und ich würde nie wieder anders ein Kind zur Welt bringen wollen. Wir brauchen dringend außerklinische Geburtshilfe in Form von Geburtshäusern oder bei Hausgeburten!!!

  • lilablume ist dafür
    +7

    Es ist skandalös, dass die derzeitige Bundesregierung die Augen vor der Not der Hebammen verschliesst und uns Frauen, die wir nunmal zwingend auf Hebammen in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett angewiesen sind, allein lässt. Hier ist definitiv ein Marktversagen des sog. Gesundheitsmarktes real existierend. Wir Frauen wollen die Wahlfreiheit für den Geburtsort auch weiterhin. Viele Hebammen können von ihrer Arbeit nicht mehr leben.

    Der Hebammenskandal hat bereits viele Menschen für eine Petition beim Deutschen Bundestag mobilisiert. Eine breite Zustimmungswelle trägt die Hebammen.

    Ich habe meine drei Kinder in einer sehr informierten Entscheidung mit einer sehr erfahrenen Hebamme zu Hause geboren. Ein überwältigendes Erlebnis, das ich jeder Frau wünsche - aus eigener Kraft gebären zu können! Wir wollen Hebammen, die dies auch weiterhin tun können und dafür ein auskömmliches Einkommen haben. Bitte berichten Sie über die Situation der Hebammen und werdender Eltern in Deutschland!

  • ghrian ist dafür
    +5

    Ich selbst bin nun seit gut 18 Monaten Mutter und werde es im Herbst erneut. Aus diesem Grund bin ich an diesem Thema sehr interessiert. Mich macht es sehr traurig wenn ich höre, dass es in meiner Heimat (Raum Nürnberg), wenn es so weiter geht bald keine Wahlmöglichkeit für den Geburtsort gibt. Die beiden Geburtshäuser, die es hier gab, sind mittlerweile geschlossen und viele freiberufliche Hebammen die zuvor Hausgeburten begleitet haben tun dies nicht mehr. Denn die Politik hat bis jetzt noch kein wirkliches Interesse gezeigt, diese Frauen, denen die Mütter und Kinder so am Herzen liegen, zu unterstützen. Es ist ja nicht nur so, dass eine außerklinische Geburt mindestens genauso sicher ist (wenn man sie mit Klinikgeburten von Frauen ohne vorherige Komplikationen vergleicht), sondern dass auch weniger Eingriffe (Dammschnitt, Zange oder Saugglocke) nötig sind. Diese Informationen kennen aber die wenigstens und meistens nur diejenigen, die sich von vorn herein für eine außerklinische Geburt interessieren. Denn Informiert wird man von einem Gynäkologen meist nicht über eine außerklinische Geburt und wenn man den Wunsch äußert oder nachfragt bekommt man oft nur negative oder abfällige Antworten. Auch kommen die Kinder bei einer außerklinischen Geburt meist in einer viel geborgenen Umgebung und enspannteren Atmosphäre auf die Welt. Was man auch nicht vergessen darf, sind die Kosten für die Krankenkassen. Diese müssten sich eigentlich sehr dafür einsetzten, denn sie sparen sich mehr als die Hälfte an Kosten bei einer außerklinischen Geburt (Vergleicht man nur spontane Geburten ohne Komplikationen). Ich würde mir wünschen, dass Frauen, die ihr Kind selbst bestimmt Zuhause oder in einem Geburtshaus bekommen möchten, dies weiterhin tun können. Auch dass diese Frauen nicht als egoistisch, risikofreudig oder sonst irgendwie verrückt abgestempelt werden. Schließlich haben sich diese Frauen wirklich Gedanken über die Wahl des Geburtsortes gemacht und Vorteile und Risiken miteinander abgewogen. Viele Frauen, die einfach in die nächst beste Klinik gehen, haben dies nämlich viel zu oft nicht gemacht.

  • Merve ist dafür
    +4

    Und wer hilft mir einmal, wenn ich Mutter werde?

    Meine Mutter ist freiberufliche Hausgeburtenhebamme. Das bedeutet, dass sie Frauen und die dazugehörenden Männer und Geschwisterkinder von dem Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit betreut und bei Bedarf darüber hinaus beratend tätig ist.

    Immer wieder kam es vor, dass ich bei einem Hausbesuch mit dabei sein durfte. Der Hebammenberuf hört nämlich nicht am frühen Abend auf. Hebamme ist man immer, rund um die Uhr jeden Tag der Woche, jede Stunde des Tages. Das Handy war immer an, an Weihnachten, beim Sommertag im Freibad, bei der Geburtstagsfeier... im Kino saßen wir am Gang um im Bedarfsfall raus zukommen. Musste sie Nachts los, stellte sie mir das Telefon ans Bett und rief mich morgens am, um mir Anleitung zu geben meine kleineren Geschwister zu wecken, zu frühstücken und mit ihnen zur Schule zu gehen. Nach der Schule mussten wir manchmal etwas länger warten, hatte ein Neugeborenes Probleme beim trinken und brauchte deshalb etwas mehr Betreuung. Da kam es schon mal vor, dass meine Mutter meine Geschwister und mich mitnehmen musste, wenn ihre Hilfe dringend gebraucht wurde. So habe ich früh und intensiv einen Einblick in ihren Beruf erhalten. Und in die wundervolle und anspruchsvolle Situation ein Kind zu bekommen. Ich durfte erleben, wie meine Mutter Zeit für die werdenden Eltern hatte, Fragen beantwortete, mit ihrer Erfahrung die Situation von Frau und Kind beurteilen und beruhigen konnte. Wie sie liebevoll auf die jeweilige Familiensituation einging, Rat und Hilfen anbot und selbst tatkräftig half, wo es nötig war. Denn als Hausgeburtenhebamme ist man mitten in der Familie drin und da kommt es schon einmal vor, dass man die Überforderung der jungen Eltern sehend kurz den Ziegenstall aufmacht, jemanden zum Melken organisiert oder auf dem Hinweg zum Hausbesuch einen Lebensmitteleinkauf tätigt. Am aller schönsten habe ich immer die Babyflitterwochen erlebt. Das ist die Zeit der ersten zwei, drei Wochen nach der Geburt. Egal ob das Baby Zuhause, im Geburtshaus oder in der Klinik zur Welt kam, viele Eltern konnten sich diese freie Zeit zuhause einrichten, in der es nur darum geht das Baby in der Familie willkommen zu heißen und als Familie zusammenzuwachsen. Das ganze Leben konzentriert sich da auf das Schlafzimmer. Es wird geschlafen, gestillt, gewickelt, geschlafen, gestillt, gegessen. Und immer wieder liegt das Baby auf Papas oder Mamas nacktem Oberkörper um sich so ganz geborgen zu fühlen und richtig tief und entspannt zu schlafen. Es ging von diesen Orten immer eine solch schöne Stimmung aus. Die wahnsinnige Freude und das Glück über das Neugeborene, die Ruhe und Erholung nach der Erschöpfung durch die Geburt und das feine sich Kennenlernen von Mutter, Vater, Geschwistern und dem Neugeborenen waren toll mitzuerleben. Und Meine Mutter besuchte sie in dieser Zeit jeden Tag, half den Umgang mit dem Kind zu lernen, half bei Sorgen und Nöten, führte alle notwendigen Untersuchungen durch und ermöglichte so, dass sich die Eltern ganz auf ihre neue Rolle und ihr neues Beisammensein konzentrieren konnten. Meine Mutter hat sich mittlerweile selbst ein Geburtshaus errichtet, so dass sie neben Hausgeburten auch Geburtshausgeburten ermöglichen kann. Es ist toll für die Frauen bei der Hebamme zu gebären, die sie die ganze Schwangerschaft über betreut hat, die Mutter und Kind kennt, weiß wie die Schwangerschaft verlaufen ist und daher genau einschätzen kann, wie es Mutter und Kind während der Geburt geht. Es ist toll, wenn die Frauen durch eine erfahrene und kompetente Hebamme durch die Geburt geleitet werden können, die sie unterstützen ihre eigene Fähigkeit des Gebärens zu entdecken ohne allein gelassen zu werden.

    Durch ihren Beruf hat meine Mutter nie viel Geld verdient. Aber seit dem letzten Jahr ist es für sie kaum noch möglich ihren Beruf auszuführen. Durch die drastisch gestiegenen Berufshaftpflichtgebühren und das jahrelange ausbleiben einer Lohnerhöhung durch die Krankenkassen ist eine so krasse finanzielle Dysbalance entstanden, dass es Deutschlandweit wahnsinnig vielen Hebammen das Genick bricht.

    Als Kind habe ich viel Verständnis dafür gehabt, wenn der Hebammenberuf mal etwas mehr Zeit in Anspruch nahm, als der Beruf anderer Eltern. Denn es ist ja auch ein besonderes Geschenk und eine große Verantwortung direkt am Ursprung des Lebens mit dabei sein zu dürfen und umso wichtiger ist es als junge Mutter in dieser Zeit kompetent und nachhaltig unterstützt zu werden. Nun bin ich alt genug selbst Mutter zu werden und sehe mich einer unsicheren Geburtensituation gegenüber. Wird es noch eine Hebamme geben, die sich um mich und mein Kind so liebevoll kümmert? Wird es noch eine Hebamme geben, die meine Schwangerschaft betreut und mich dadurch während der Geburt so kompetent betreuen kann wie kaum ein anderer? Wird es jemanden geben, der mich in das uralte Wissen des Gebärens einweiht, mich in meiner Fähigkeit bestärkt ein Kind aus eigener Kraft auf die Welt zu bringen? Und was um Himmels Willen wird aus allen jungen Frauen meiner Generation, die keine Hebammenmutter haben? Die nicht wissen wie natürlich ein Geburtserlebnis sein kann, wenn man richtig unterstützt wird? Die nicht wissen wie wichtig es einst für sie sein wird.

    Wer kümmert sich um uns zukünftigen Mütter?

    Ich wünsche mir einen guten Start in die Mutterschaft, einen Start, bei dem ich frei entscheiden kann wie ich ihn antrete. Und das wünsche ich allen meinen Freundinnen und allen zukünftigen jungen Frauen. Dass wir selbstbestimmt entscheiden können wie und wo wir unsere Kinder zu Welt bringen, dass wir eine umfassende Aufklärung darüber erhalten was wir für Möglichkeiten haben und dass wir für all diese Möglichkeiten auch noch das Recht haben.

    Liebe Erwachsenengeneration, wir sind eure Kinder und übernehmen die Welt und Gesellschaftsstruktur wie ihr sie formt und uns hinterlasst. Bitte kümmert euch darum, dass wir jungen Frauen in dieser wahnsinnig großen Aufgabe Kinder zu gebären und Mütter zu werden nicht allein dastehen, unserer Rechte und Möglichkeiten beraubt.

    • c_holona ist dafür
      +1

      liebe merve so klare und wahre worte! im januar 2012 habe ich mit unserer hebamme und meinem mann eine gute und friedliche hausgeburt unseres ersten kindes erlebt. alles lief ganz natürlich, vertraut und persönliche. ohne irgendwelche komplikationen, wie auch die gesamte schwangerschaft. das wissen, natürliche gebären zu können, wird verloren gehen, wenn politik und gesellschaft den hebammenberuf durch inakzeptable arbeitsbedingungen aussterben lassen!!!

  • Solenelen ist dafür
    +3

    Aus Muttersicht bin ich auch enttäuscht und betroffen, wie sich alles für Hebammen verschlechtert. Es ist schwer eine Hebamme zu finden, die noch Hausgeburten anbietet und das ist dann nur der Anfang. Fast überall, z.B. bei Ärzten muss man die Entscheidung für eine Hausgeburt verteidigen. Die Rufkostenpauschale müssen wir uns mühsam zusammen sparen, eine Hausgeburt muss privat vorbereitet werden,... Weder Hebamme noch Eltern bekommen Anerkennung für die Mühen und dabei sparen die Krankenkassen das Geld, dass ich privat investiere. Warum wird die Hausgeburt nicht komplett in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufgenommen? In welchem anderen Fall muss man schon Geld dafür bezahlen nicht ins Krankenhaus gehen zu müssen? Mein 1. Kind wurde entspannt zuhause geboren und auch beim 2. nehmen wir alles gerne wieder auf uns, damit wir eine schöne Geburt mit unserer netten Hebamme in den eigenen vier Wänden haben können. Der bittere Nachgeschmack über solche Ungerechtigkeit bleibt jedoch und die Sorge, dass sich die Situation weiter verschlechtert und es sich keine Hebamme mehr leisten kann diese wichtige und tolle Arbeit anzubieten. Ich wünsche mir, dass meine Hebamme von der Arbeit leben kann, die uns Eltern sehr wichtig ist.

  • Ich bin auch eine der Hebammen (angeblich 20%, in meinem Umfeld sind es schon viel mehr!), die keine Geburtshilfe nicht mehr anbieten kann. Der Zeit und Energieaufwand dieser Arbeit stand noch nie in einem gesunden Verhältnis zum Verdienst. Das Wohlbefinden der Frauen und Kinder haben in unserem Berufsstand einen sehr hohen Stellenwert, auch wenn finanzielle nichts bei rum kommt. Das war in der Geschichte der Hebammen immer schon so!! Wenn wir nicht so von unserem Beruf überzeugt wären, gäbe es die Hebammen schon lange nicht mehr. Kein anderer Berufsstand würde das mit sich machen lassen. Hebammen waren schon immer Kämpferinnen für die Frauen aber nie für sich selbst. Seit dem Frühjahr 2010 scheint sich doch auch hier das Blatt zu wandeln, Hebammen haben verstanden, es ist nicht kurz vor 12, es ist der Abend gekommen!! Wenn nicht jetzt wann dann noch. Da wir eine solch kleine Berufsgruppe sind, brauchen wir die Frauen und Kinder die uns den Rücken stärken,- und sie tun es, bei jeder Aktion!!! Ich danke Euch allen. Auf Grund meines Alters und meiner Familiensituation, kann ich nicht mehr als 10-15 Geburten/ Jahr machen. Das sich das nicht finanzieren lässt, habe ich mein Herzstück und das meine ich wirklich, aufgegeben. Ich bin sehr traurig darüber und hoffe meine Arbeit nach den Verhandlungen wieder aufnehmen zu können.

  • Ich habe meine Tochter im Dezember 2012 bekommen und war sehr zufrieden mit der Betreuung durch das Geburtshaus Düsseldorf. Meine Hebamme hat mich von der 10 Schwangerschaftswoche bis 8 Wochen nach der Geburt betreut. Insbesondere die Wochenbettpflege war wirklich toll.

    Mir war es von Anfang an wichtig, dass die Übergänge zwischen Hebammen und Kliniken klar geregelt sind, falls es bei der Geburt zu Komplikationen kommt. Ich war dann auch sehr begeistert über die Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus, als sich meine Kleine als Sternengucker entpuppte und ich in die Klinik musste:

    Keine Animositäten, von wegen Hausgebur, keine bissigen Kommenatare für die Hebamme. Alle waren darum bemüht, die Geburt so natürlich, wie möglich zu Ende zu bringen. Das wir am nächsten Morgen nach Hause gehen wollten, war allen klar, ohne dass wir es hätten sagen müssen.

    Ich würde mir wünschen, dass jede Frau bundesweit auf so gute Bedingungen trifft, wie ich: Intensive Betreuung durch die Hebamme und professionelle und wertschätzende Zusammenarbeit mit der Klinik, falls es sich als medizinisch notwendig erweist.

  • pbtuk88 ist dafür
    +2

    niemand kann sich vorstellen, was es für Frauen bedeutet, selbstbestimmt ihre Geburten erleben zu können - und wie lange das nachwirkt, für die Familie, für die Beziehung zum Kind und für die Frau selber. Drei Kinder durften vor einigen Jahren bei uns zuhause zur Welt kommen, drei ganz unterschiedliche Geburten, aber immer mit derselben Hebamme. Es ist unfassbar, dass Hausgeburten so schwer gemacht werden. An anderen Feldern werden Kosten ins Feld geführt, aber bei Geburten wird paradox entschieden? Lieber mehr Geld ausgeben als weniger? Absurd, völlig absurd.

  • suse ist dafür
    +2

    Seit 28 Jahren bin ich Hebamme. Gelernt habe ich in der Zeit als Frauen während ihrer gesamten Gebärzeit nur im Bett liegen mussten, dieses nie verlassen durften, geschweige denn ein paar Schritte um das Bett herum machen durften. Und dieses ev. 25 Stunden lang.Wir Hebammenschülerinnen fühlten schon sehr früh, dass das nicht richtig sein kann und wir das unbedingt ändern werden, wenn wir uns selbst Hebamme nennen dürfen. Es folgten viele Jahre zäher Kampf mit den Autoritäten, bis unsere Ideen über eine selbstbestimmte Geburt in wertschätzender Betreuung in so manchen Kreißsaal Einzug gehalten hat.Es brannte mir auf der Seele, den Leistungen und Fähigkeiten gebärender Frauen Respekt und Achtung engegenzubringen und ihnen die Chance zu ermöglichen den Akt der Geburt in Frieden und mit Stolz über sich selbst und die eigenen Fähigkeiten zu erleben. Immer wieder musste ich sie vor Störungen bewahren, die sich einfach im Alltag einer Klinikroutine sehr selten vermeiden ließen. Irgendwann wußte ich dann, dass ich meine Energien nicht mehr in irgendwelche Kämpfe mit Obrigkeiten, Klinikstrukturen und Autoritätskonflikten verschwenden wollte und wählte den Weg in die Hausgeburtshilfe und später auch in die Geburtshausgeburtshilfe. Endlich konnte ich in Ruhe arbeiten und mit meinen betreuten Familien eine für mich ganz neue Form der Geburtsbegleitung entwickeln und erleben. Wir ernteten natürlich heftige Kritik in der Öffentlichkeit, bei Ärzten, aber auch bei Kolleginnen. Und weiter ging es, den Beruf in dieser Form zu verteidigen, eine gehörige Portion Selbstbewußtsein zu entwickeln,sich ein dickes Fell anzulegen und das eigentliche Ziel: die Frau mit Ihrer selbstbestimmten Geburt - nicht aus den Augen zu verlierenden. Natürlich gab es in all den Jahren immer wieder die Fragen: wofür mache ich das eigentlich, bei stetiger Unterbezahlung immer gegen Wände anzuarbeiten, in der Gesellschaft eher wenig Respekt für die Arbeit zu erleben, ständig als irgendwie exotisch betrachtet zu werden... Aber da gab es diese wunderbaren Momente in den Familien, die sich ihre privaten Geburten ermöglichten bei denen ich einfach nur Begleitung, Fachfrau und Gast sein durfte. Teilhaben an ihren ganz besonderen Glücksmomenten, eine Familie zu werden. Mittlerweile habe ich auch immer mehr den Eindruck, dass sich so manche Ärztin, mancher Arzt in meiner Region nicht mehr nur noch besorgt, sondern teilweise stärkend meinen Familien gegenüber äußert, eigene verantwortliche Entscheidungen bezüglich der Wahl des Geburtsortes zu fällen. Es könnte also eigentlich alles als ganz viel entspannter als vor 28 Jahren sein. Wenn da nicht plötzlich der neue Punkt - Haftpflichtversicherung - in den Ring geworfen worden wäre. Der betrifft ja nun überwiegend nur diese exotischen Hebammen, die in der Selbständikeit arbeiten. Und das muß doch irgendwie möglich sein, sie aus dem Berufsbild herauszukicken. Waren sie doch immer schon eher lästig und haben für einfach zu viel Unruhe gesorgt. Sollte es in ein paar Jahren ev. möglich sein, dass meine langjährigen Bemühungen, meine intensive Arbeit und mein Herzblut damit umsonst gewesen sind. Wann dürfen wir endlich ganz in Ruhe unsere Arbeit tun, ohne auch immer noch politisch tätig sein zu müssen, viel Zeit in zähe Verhandlungen mit Krankenkassen stecken zu müssen,in einer Zeit, in der Ärzte in Kürze gleich zwei Gehaltserhöhungen erhalten und unsere immer wieder vertagt werden, bzw. mitlerweile bei der Schiedsstelle liegen. Es kostet alles sehr viel Energien. Die hätte ich lieber frei für die Begleitung von Gebärenden bei einer selbstbestimmten Geburt an einem Geburtsort ihrer Wahl.

  • RabaukenMum ist dafür
    +1

    Ich bekam Ende 2009 meinen ersten Sohn nach 2 Tagen Einleitung dann per Kaiserschnitt. Ich habe dieses Erlebnis nicht gut verkraftet - ich kam mir in der Klinik allein gelassen, übergangen und entmündigt vor. Bei der Bewältigungsarbeit mit einer Psychologin und Hebamme, sowie den Unterlager der Klinik, stellte sich heraus, dass dieser Kaiserschnitt nicht unbedingt notwendig gewesen ist. Mehr Zeit und intensivere Geburtsarbeit hätte meinen Sohn wahrscheinlich natürlich zu Welt kommen lassen. 2011 wurde ich erneut schwanger und für mich stand sehr früh fest, dass ich mein Kind natürlich zur Welt bringen möchte und auch nicht in einer Klinik. Die Suche nach einer Hausgeburtshebamme war schwierig, da selbst in einer 1,8 Mio Stadt nur 6 Hausgeburtshebammen zu finden sind. Aber ich hatte sagenhaftes Glück und entdeckte ein Hebammenteam, bestehend aus 2 Hebammen in deren Einzugsgebiet ich wohne, die im wöchentlichen Wechsel arbeiten. Die Betreuung war sehr persönlich und intensiv. Ich war gut vorbereitet auf die Geburt und fühlte mich immer sehr gut aufgehoben Der Hausgeburt stand nichts mehr im Weg, da es mir und dem Baby gesundheitlich hervorragend ging. Im März 2012 machte sich mein 2. Kind auf den Weg. 6 Tage überm Termin, kam er nach 14 Std intensiver Geburtsarbeit im Gebärpool im heimischen Wohnzimmer zur Welt. Wäre ich in einer Klinik gewesen, wäre es wieder zum Kaiserschnitt gekommen. Mein Kind hat sich sehr langsam ins Becken gedreht. Nur durch die intensive Betreuung meiner Hebamme, die ihr ganzes Wissen und Können zum Einsatz brachte, gelang es mir meinen 53 cm großen und 4400 g schweren Sohn zur Welt zu bringen.

    Wenn es ein 3. Kind gibt werde ich es definitiv wieder zu Hause bekommen. Es ist gut, dass es Krankenhäuser gibt um Geburten zu begleiten, die medizinische Betreuung benötigen. Aber bei einer Schwangerschaft einer gesunden Frau besteht kein Grund in einem KRANKENhaus sein Kind zu bekommen.

    Wobei eine Hausgeburt für die Krankenkassen auch noch günstiger ist....

  • Ich bin Mutter zweier Kinder und von meiner Hebamme während beider Schwangerschaften, während der Geburt, im Wochenbett und darüber hinaus perfekt rundum betreut worden. Die erste Geburt war ein Marathon und hat ziemlich lange gedauert. Meine Hebamme ist bis zum Schluss bei uns geblieben. Wäre ich ohne „eigene“ Hebamme im Krankenhaus gewesen, hätte ich drei Schichtwechsel miterleben müssen. Das so ein Einsatz nicht adäquat bezahlt werden kann, ist mir klar aber dass Frauen, die ihre Berufung als Hebamme sehen dafür noch tief in die Tasche greifen müssen, um ihre Haftpflichtversicherung bezahlen zu können, ist nicht nachvollziehbar. Aus meiner Sicht wird da versucht einen Berufsstand mit jahrhunderte langer Tradition ins „Aus“ zu mobben. Es kann doch nicht ernsthaft gewollt sein, dass alle Frauen ihre Kinder im Krankenhaus (am besten brav während der Dienstzeit des Gynäkologen) gebären oder vielleicht noch besser per Wunschkaiserschnitt? Meine zweite Tochter durfte im Geburtshaus das Licht der Welt erblicken. Dort war alles wunderbar und die Hebammen waren nur für uns da. Das geschäftige Treiben im Krankenhaus habe ich dort nicht vermisst. Ich appelliere an alle Frauen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ich möchte, dass auch meine Kinder in vielleicht mehr als 20 Jahren noch die Möglichkeit haben ihre Kinder zu Hause oder im Geburtshaus zur Welt zu bringen, wenn sie dies möchten.

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