Hebammen
Seit einigen Jahren steigen die Beiträge freiberuflicher Hebammen zur Haftpflichtversicherungen immer weiter. Das macht es ihnen fast unmöglich, von ihrer Arbeit zu leben. Viele freie Hebammen haben daher aufgehört, in der Geburtshilfe zu arbeiten. Dadurch wird die Möglichkeit zu außerklinischen Geburten immer kleiner. Dieser Aspekt ist nur einer von vielen in einem Trend, der zur medizinischen Massenabfertigung von Geburten geht. Was läuft schief in unserem Gesundheitssystem, dass statt der meist sehr sicheren (und kostengünstigeren) natürlichen Geburt viel zu oft medizinisch unbegründete (und teure!) Kaiserschnitte eigesetzt werden? Was sagt es über eine Gesellschaft aus, dass sie ihren Frauen keine Wahl lassen möchte, wie sie ihre Kinder gebären?
fidibusverlag
Als Mutter von drei Kindern weiß ich, was ich "meinen" Hebammen zu verdanken habe. Leider geraten vor allem kritische Hebammen, die eine physiologische Geburt im Krankenhaus leiten können und Hebammen in der außerklinischen Geburtshilfe durch eine starke Lobby der Gynäkologen und der Gewinnmaximierung in der Geburtsmedizin zunehmend unter Druck. Sehr viele Hausgeburtshebammen können keine außerklinische Geburt mehr anbieten. Was viele nicht wissen: eine außerklinische Geburt ist dabei genauso sicher, wie eine Geburt im Krankenhaus. Natürlich treten auch zu Hause sehr selten schwere Komplikationen auf. Aber die Wahrscheinlichkeit einen Schaden durch einen unnötigen Eingriff davon zu tragen, besteht fast nur im Krankenhaus. Und diese Eingriffe, die sehr oft medizinisch nicht indiziert sind (nach Richtlinien der WHO) von Einleitung wegen kurz über Termin, über Kaiserschnitt wegen vorhergehender sectio etc, Schmerzmittel führen zu weit höheren Risiken. So ist die Todesrate der Mutter durch den Eingriff Kaiserschnitt vervielfacht. das kann manchmal (die WHO spricht von ca. 10%, wir haben aktuell eine Rate von 30% in Deutschland) sinnvoll sein. Aber viel häufiger ist es eine trügerische Sicherheit, die mit einer höheren Müttersterblichkeit erkauft wird und Begleiterscheinungen mit sich bringt, die eigentlich überflüssig waren. Hebammen dagegen sehen eine Schwangerschaft als den Weg Leben zu geben und nicht eine Möglichkeit abzurechnen. So erscheint mir zumindest inzwischen die Krankenhausmedizin. Frauen, die von Hebammen auf die Gbeurt vorbereitet werden und die Vorsorgen nur oder im Wechsel bei ihrer Hebamme wahrnehmen, sind zufriedener und besser vorbereitet. Sie haben weniger Angst, können sich besser auf die Geburtsarbeit einstellen und entwickeln weniger Komplikationen. Ich wünsche mir, dass wir in Zukunft viel mehr Hebammen und Doulas (Geburtsbegleiterinnen, die selbst Kinder haben und Frauen unterstützen) haben, die Frauen wieder die Angst nehmen können, denn ein guter Start ist durch nichts zu ersetzen. Werden Hebammen politisch und wirtschaftlich so völlig gegen jedes bessere Wissen und zum Schaden der Frauen ausgeknockt, droht uns eine ähnlich katastrophale Geburtskultur wie wir sie in den USA bereits sehen können. Dort werden ein vielfaches an Geldern ausgegeben und die Mortalität von Mutter und Kind liegt auf gutem Entwicklungsland-Niveau. Denn ein mehr an Technik hat hier nicht zum Erfolg geführt, sondern im Gegenteil Risiken deutlich erhöht.