Die Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV)
Erdöl, als Grundlage des Autobusverkehrs, wird im knapper und teurer. Daran wird sich auch nichts ändern. Alternativen zum Verbrennungsmotor gibt es durchaus, doch sind die meisten derzeit noch nicht ausgereift genug, um den Dieselmotor ersetzen zu können. Werden sie es jemals sein? Elektroautos, die ihren Strom aus Akkus entnehmen, gab es schon um 1900, doch scheiterten sie damals wie heute an zu geringer Reichweite und zu hohen Kosten. Auch hundert Jahre Entwicklung haben nicht zum Durchbruch führen können.
Es gibt aber seit ebenfalls über hundert Jahren bewährte Alternativen für den ÖPNV, nämlich den elektrischen Antrieb mit Strom aus Oberleitungen. Das funktioniert bei Straßenbahnen und Obussen ebenso erfolgreich, wie bei der Eisenbahn. Gerade in Zeiten steigender Rohölpreise und steigender CO2-Emissionen, sollte man dringend darüber nachdenken, die vorhandenen Netze von Straßenbahnen und Obussen auszubauen, bzw. neue zu schaffen.
In den USA, in Frankreich, Großbritannien und vielen anderen Ländern sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten unzählige neue Straßenbahnbetriebe entstanden, während man in Deutschland eher über Stilllegungen von Strecken nachdenkt, wie z. B. in Mülheim (Ruhr) oder in Cottbus.
Andernorts werden für Straßenbahnen teure Tunnels errichtet, obwohl man mit dem gleichen Geld ein vielfaches an oberirdischen Strecken errichten könnte, was viel mehr Menschen zu Gute käme. Dabei wird oft nicht bedacht, dass Tunnels auch später noch erhebliche Betriebskosten erfordern, was z. B. in Ludwigshafen bereits zur Stilllegung eines längeren Straßenbahntunnels geführt hat, weil die Kosten in keinem Verhältnis zum Nutzen standen. Bei der Stilllegungen setzt man dann zumeist auf Dieselbusse, was nicht nur die Fahrgastzahlen erfahrungsgemäß enorm absinken lässt, sondern auch dem Umweltschutz schädlich ist.
In Deutschland sind wir in der glücklichen Lage noch über zahlreiche elektrisch betrieben Verkehrsmittel zu Verfügen, doch es gibt auch viele Städte, die sich bereits vor Jahrzehnten von der Straßenbahn verabschiedet haben und heute kaum noch dem Autoverkehr Herr werden, wie etwa Aachen, Wiesbaden, Kiel, Mönchengladbach, Münster, Lübeck und vor allem, Hamburg, um nur einige zu nennen.
In Frankreich sind in den letzten Jahren in zahlreichen Städten, die sogar kleiner sind, neue Straßenbahnbetriebe entstanden, warum nicht auch bei uns? Die neuen Betriebe in Oberhausen und Saarbrücken dürfen nicht alles bleiben, zumal auch diese noch deutlich ausgedehnt werden könnten.
Für kleinere Städte, die sich keine Straßenbahn leisten können, wäre auch der Obus eine sinnvolle Alternative. Früher gab es davon ebenfalls unzählige Betriebe in Deutschland, während er heute nur noch in Eberswalde, Solingen und Esslingen verkehrt. Vorschläge für neue Obusbetriebe, wie es sie z. B. für Hamburg oder Leipzig gab, werden kaum ernst genommen.
Neuen Projekten wird es in Zukunft aber nicht leichter, sondern noch schwerer gemacht, wenn in wenigen Jahren das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) ausläuft und keine Zuschüsse der Bundesregierung mehr fließen werden. Die Förderung des elektrischen ÖPNVs wird abgeschafft, wodurch voraussichtlich eher weitere Strecken in Frage gestellt, als neue errichtet werden können. Die Folge wären eine Zunahme des Autobusverkehrs, der Pkws und der CO2-Emissionen.
In Zeiten des knapper werdenden Öls muss man mehr und mehr auf umweltfreundliche elektrische Betriebe setzen.
js1 ist dafür
Moin,
Obus, was ist das? Selbst bei mir im Studiengang (Stadt- und Verkehrsplanung) konnten viele damit nichts anfangen. Der Obus aus aktueller verkehrspolitischer Sicht – ein super Thema für den, der sich dafür interessiert. Ich bin vor eineinhalb Jahren zufällig darauf gestoßen und schreibe derzeit beruflich eine Facharbeit über die Perspektiven dieses (ich sage mal voreingenommen: verdammt sympathischen) Verkehrsmittels. Dabei find ich es seltsam, wie wenig Aufmerksamkeit dem Thema gewidmet wird – zumindest in Deutschland. International sieht es ja durchaus anders aus (und damit meine ich keineswegs nur die veralteten, aber dennoch sehr zuverlässigen Netze in der Ex-SU). Dabei sind die Meinungen von Vertretern, Betreibern, Fahrgastverbänden etc. recht eindeutig – zugunsten! - des Trolley.
Probleme sind vor allem: - Schlechte / Fehlende / Falsche subventionsmöglichkeiten im Bereich des E-Verkehrs zum Netzneuaufbau. Vielleicht DAS Hauptproblem. - Falsche Hoffnungen der Politik in Batterie, Hybride und Wasserstofftechnik - Vorurteile gegenüber dem Oberleitungsbau (wo man z.B. von den französischen Straßenbahnen lernen müsste) - Allgemeine Unwissenheit der Systemvorteile bei Politik und Planern - Allgemein ein fehlender Mut, radikaler zugunsten des ÖPNV zu agieren (BRT, Autofreie Innenstädte etc.)
Letzten Endes reduziert sich (noch) die Abwägung auf die Aspekte Ökologie vs. Ökonomie (Lebensqualität, Lärmminderung, Raumgewinn etc.). Ökonomie ist meist noch leicht negativ (Bereich 5 – 15 Prozent teurer), Ökologie ist aber schlecht in Zahlen / Gelder zu fassen; wie so oft in der Verkehrspolitik auch eine Frage der Ideologie und des Willens.
Trotzdem sehe ich das Thema gar nicht so pessimistisch, zumindest mittelfristig. Die ökonomische Realität des Rohöls wird ebenso zu neuen Konzepten zwingen wie ausbleibende Erfolge bei den alternativen Systemen. Gleichzeitig ist es wichtig, jetzt Leute (die Politik!) für das Thema zu sensibilisieren, zu begeistern und die Diskussion auszuweiten. Der O-Bus hat Potential, das genutzt gehört!